„Ein investigatives und gesellschaftlich relevantes Format“, so wird die neue Sendung, deren Vorbild aus Amerika kommt, auf RTL2 verkauft, die sich im charmanten BILD-Look zeigt und mit schockierenden Nicht-Fakten über das Internet aufwartet.

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Dass das sehr wohl ernste Thema des Kindesmissbrauches dabei vorwiegend auf Online-Chats geschoben wird, soll eigentlich die Aufmerksamkeit der Eltern schüren, lässt dabei aber im Dunkeln, dass Missbrauch kein Phänomen der Online-Community ist, sondern immer noch vorwiegend in der Familie und im Umkreis auftritt.
Natürlich kann man von RTL2 nicht all zu viel fachliches Hintergrundwissen erwarten, da die Quote sich nur selten mit Fakten steigern lässt, aber was besonders in den Medien kritisch beäugt wird, sind die mit versteckter Kamera aufgenommenen Chats, die angebliche Pädophile auf frischer Tat ertappen sollen.
Teilweise kommt es soweit, dass ein Treffen mit einer 13-Jährigen eingefädelt wird, so dass der Verdächtige vor laufender Kamera gestellt und mit den Chat-Inhalten konfrontiert werden kann.
Warum sollte man denn solche Menschen in Schutz nehmen wollen? Hauptsache, die Kinder werden geschützt und die Eltern sensibilisiert.

So oder so ähnlich kann man gegen die mediale Empörung reagieren, allerdings geht es RTL2 um die Einschaltquoten und Panikmache, schlimmer noch, wo die amerikanische Version zusammen mit der Polizei arbeitet, handelt RTL2 vollkommen eigenständig, hält seine Informationen gefährlich lange für sich, gibt aber Personendaten über das Fernsehen an, die nicht anonym genug sind und die Betroffenen – ob sie nun Täter sind oder nicht – noch vor der eventuellen Verurteilung an den Pranger stellen.

Es ist schade und eigentlich auch fahrlässig, dass ein Thema, das sehr wohl mehr Aufklärung gebrauchen könnte, derartig billig und vulgär dargestellt wird und dazu auch noch falsche Tatsachen suggeriert. Anstatt den Eltern Informationen darüber zu geben, wie sie Missbrauch vorbeugen und verhindern können, werden wieder einmal die Opfer vergessen.