Bereits im Februar sickerte durch, was sich nun als beschlossene Sache herausstellte: Comedian Oliver Pocher und RTL-Zugpferd Günther Jauch treten gemeinsam für eine neue Show vor die Kamera. Die zu Jahresbeginn produzierte Pilotfolge bot offenbar genügend Potential. Dass Pocher ab Herbst eigentlich einen Exklusivvertrag mit SAT1 in der Tasche hat, stellt zudem kein Problem dar.

Seit 1999 sitzt Günther Jauch mittlerweile auf dem Moderationsstuhl von „Wer wird Millionär?“ und geht seitdem mit seinem eigenen Wissen immer wieder gerne hausieren, wenn ein Kandidat daneben greift. Ob der Favorit vieler Deutscher für das Amt des Bundespräsidenten dabei jedoch wirklich auf seinen eigenen Bildungsstand zurückgreift oder lediglich vom Bildschirm abliest, bleibt für Skeptiker immer fraglich. Damit soll jetzt Schluss sein. In „5 gegen Jauch“ stellt sich der Moderator besonders kniffligen Zuschauerfragen – ganz ohne Netz und doppelten Boden.

Dass er dabei im Grunde die sportfreie RTL-Variante von „Schlag den Raab“ durchexerziert, liegt auf der Hand. Matthias Opdenhövel heißt hier zwar Oliver Pocher, das Grundkonzept ist jedoch auffällig ähnlich. Dagegen gibt es nichts einzuwenden, zeigt aber überdeutlich, wie bahnbrechend Raabs Show-Idee tatsächlich ist, und dass der Pro7-Spassmacher zu den ganz wenigen genialen Köpfen der deutschen TV-Geschichte gehört, die wirklich Originalformate erfinden können. Dazu waren vor ihm gerade mal Rudi Carrell, Alfred Biolek und Frank Elstner in der Lage.

Jauch tritt gegen fünf Kandidaten an, von denen einer am Ende bis zu 250.000 Euro gewinnen kann – und selbst diese Summer ist von Raab übernommen. Dass Oliver Pocher die Show moderiert, mag mit dessen glanzvollem Auftritt bei der Prominenten-Spezialausgabe von „Wer wird Millionär?“ zu tun haben. Vielleicht ist es aber auch der Versuch, sich ein zweites Standbein als Moderator aufzubauen. Jauch selber empfahl sich einst als ideale Wahl für Quizformate, nachdem er für Wim Thoelke in dessen Sendung „Der große Preis“ eingesprungen war und das behäbige Fragespiel erheblich aufgefrischt hatte.

Dass Pocher eigentlich ab Herbst bei SAT1 exklusiv unter Vertrag steht, ist für seine Moderationsaufgabe kein Hindernis. Clever hatte er sich eine passende Klausel einbauen lassen, die nicht nur ein einmaliges Auftreten für Jauch ermöglicht, sondern auch noch greifen würde, falls die zunächst als Event geplante Show in Serie gehen sollte. Die Chancen dafür stehen jedenfalls besser als im Fall des katastrophalen Flops von Jauchs Polit-Casting „Ich kann Kanzler!“ auf dem ZDF.

Wer sich, nebenbei bemerkt, den Titel der neuen Show ausgedacht hat, war bestenfalls in jüngeren Jahren begeisterter Zuschauer der trashigen Mike-Krüger-Show „4 gegen Willi“. Was mit „5 gegen Willi“ hingegen im Volksmund gemeint ist, hätte man in der zuständigen Redaktion besser vorher einmal nachgeprüft und dann die Titelwahl ganz sicher wieder verworfen – als Frage für die Show will man sich derartiges jedenfalls sicher nicht aufheben.