Er habe „den Wunsch, wieder Blut zu trinken“, ließ Harald Schmidt im Rahmen einer Pressekonferenz vollmundig verlautbaren. Die offizielle Vorstellung seiner neuen Late-Night-Show in der ARD war auch sonst nicht arm an Versprechungen. Mit einem „Schwerpunkt auf Politik und Kultur“ kehre der Entertainer auf den Bildschirm zurück. Was dran ist, wird sich ab dem 17. September zeigen. Dann geht Schmidts neues Format erstmals on Air.

Seiner Doppel-Conference mit Comedian Oliver Pocher weint niemand wirklich eine Träne nach. Von einigen hausgemachten Skandalen mit Bürgerschreck-Niveau abgesehen, langweilte sich das heterogene Duett von Woche zu Woche durch jede Menge belanglose Gags und verpatzte Einsätze. Deutlich wurde vor allem: Schmidt kann zwar nicht ohne Sidekick, ein Partner auf Augenhöhe bremst ihn aber eher aus.

Während Pocher auf SAT1 eine neue Heimat gefunden hat und ab dem 2. Oktober selber das Experiment Late-Night wagt, bleibt Gelegenheits-Regisseur Schmidt der ARD treu. Vorbei die Zeiten, wo er selber Vorzeigestar des Privatsenders war und über seinen ehemaligen Arbeitgeber sinnierte, wer einmal mit Claudia Schiffer geschlafen hätte, ziehe doch nicht mehr „bei Mutti“ ein. Manche glauben nicht zu Unrecht, er wäre dieser Philosophie besser treu geblieben. Denn auch mit Manuel Andrack an seiner Seite war Schmidt im Ersten bisher eher ein Schatten seiner selbst.

Jetzt also soll alles anders werden. Statements wie „Es wird eine zentrale Aufgabe der Show sein, den Kapitalismus zu verteidigen“ lassen jedenfalls hoffen, dass Schmidt langsam wieder zu alter Form zurückfindet. Ansonsten sind zunächst einmal keine Experimente vorgesehen. Stand-Up, Schreibtisch, Live-Band und ein Gast pro Woche, viel mehr soll es nicht sein.

Neben Bandleader Helmut Zerlett wird Schmidt aber auch durch weitere Mitarbeiter unterstützt, die der Show etwas mehr Vielfalt verleihen sollen. Zum Team gehören unter anderem Ralf Kabelka alias Dr. Udo Brömme, die ehemalige Ehrensenf-Moderatorin Kathrin Bauerfeind und Podolski-Parodist Jan Böhmermann. Ob sich hier ein möglicher Sidekick entwickelt, will Schmidt nicht kategorisch ausschließen.

Ab 17. September zeigt die ARD die 45-minütige Late-Night mit dem Personality-Titel „Harald Schmidt“ jeweils Donnerstags um 22.45 Uhr. Zeitgleich wird die Show online gestreamt und steht dort für eine Woche zur Verfügung.