30 Stunden Interviewmaterial mit Altkanzler Helmut Kohl konnte Autor und Regisseur Thomas Schadt zusammentragen. Ein Dokudrama durfte er trotzdem nicht drehen. Kohl verweigerte die Zustimmung, und so kam am Ende notgedrungen ein Fernsehspiel heraus. Das ZDF zeigt die kontroversenfreie Filmbiografie am 20. Oktober um 20.15 Uhr.

Ein Dokudrama in der Tradition Heinrich Breloers hatten die Macher im Kopf, doch der Protagonist selber kam ihnen in die Quere. „Ich habe das Hereinschneiden der Interviewszenen nicht erlaubt, um zu dokumentieren, dass Realität und Spielfilmwelt nicht miteinander verquickt werden dürfen“, zitiert das Nachrichtenmagazin „Focus“ den Altkanzler. Jetzt will das ZDF einen Zusammenschnitt der Interviews offenbar zu Kohls 80. Geburtstag ausstrahlen. Den Fernsehfilm gibt es aber bereits früher zu sehen.

Thomas Schadt, der zuvor bereits zwei vielbeachtete Dokumentationen über Gerhard Schröder vorgelegt hatte, versuchte einen Mittelweg und montierte ausgewähltes Archivmaterial in die Szenenfolge, die entscheidende Stationen aus Kohls politischem Werdegang wiedergibt. Auf zwei miteinander verwobenen Zeitebenen wechseln dabei die beiden Darsteller Thomas Thieme und Stephan Grossmann (den zu erwähnen das ZDF in den umfangreichen Online-Infos zum Film einfach mal vergessen hat).

Kontroversen darf man nicht erwarten. Nico Hofmann, dessen Produktionsgesellschaft Teamworx (zuletzt u.a. für den RTL-Zweiteiler „Vulkan“ verantwortlich) die Kohl-Biographie realisierte, verdankt das Projekt seinem Vater Klaus Hofmann, der lange Zeit ein enger Vertrauter des Ex-Kanzlers war. Heiße Eisen wie die berüchtigte Spendenaffäre oder Hannelore Kohls Freitod blieben außen vor.

Mit 90 Minuten Spielzeit kann sich „Der Mann aus der Pfalz“ seiner Hauptfigur leider nur skizzenhaft nähern. Ein Mehrteiler hätte hier wohl mehr Sinn gemacht, die verantwortliche Redaktion aber auch mit der Schwierigkeit konfrontiert, kritische Punkte in Kohls Laufbahn ebenso diplomatisch auszuklammern wie in dieser überschaubar kurzen Fassung. Für einen interessanten Einblick in die jüngere deutsche Geschichte mag sich der Fernsehfilm jedoch durchaus anbieten.