Wer ernsthaft daran zweifelt, dass es zur Zeit nur zwei Sendeformate im deutschen Fernsehen gibt, die so gut funktionieren, dass man sie auch mit vorgehaltener Waffe nicht aus dem Programm vertreiben könnte, hat sich vermutlich die letzten Jahre eine echte TV-Abstinenz verordnet. Wo gerade nicht gecastet wird, da wird garantiert gekocht – und eben umgekehrt. Beim Kölner Sender VOX gibt es nun demnächst gar das beste beider Welten im Verbund.

Unter dem arg uninspirierten Titel „Kochchampion“ (nicht zu verwechseln mit der „Kocharena“) treten ab dem 4. Mai an fünf Tagen jeweils um 18.30 Uhr insgesamt 120 Amateurköche gegeneinander an. Zu gewinnen gibt es am Ende vergleichsweise magere 10.00 Euro und ein 14tägiges Kochtraining im Münchener Edelrestaurant „Tantris“ – eine Ausgangslage, über die ein Raab- und Jauch-erprobtes Publikum im Grunde nur müde lächeln kann.

Dafür muss man allerdings weder über sonderliche Kondition noch breitgestreutes Allgemeinwissen verfügen. An vier Tagen der Woche werden jeweils fünf Kandidaten zunächst vor die Aufgabe gestellt, spontan und innerhalb von 40 Minuten ein Gericht aus vorher nicht bekannten Zutaten fertig zu stellen, sich dann in einem Restaurant à la carte zu bewähren und schließlich im Studio vor Ort nach eigenem Rezept zu brutzeln. Am Schluss ermittelt eine zweiköpfige Jury jeweils einen Tagessieger. Freitags wird dann um den Titel des Wochensiegers gekocht und Theoriewissen abgefragt.

„Ein Wettkampf, bei dem die Kandidaten zeigen müssen, was sie wirklich auf der Pfanne haben“, formuliert es die Presseabteilung des Senders mit einem müden Wortspiel. Ob sich damit langfristig auch eine brauchbare Quote erzielen lässt, bleibt abzuwarten. Eine prominente Jury ist jedenfalls nicht in Sicht. Stattdessen bewerten zwei Fachkräfte mit VOX-Erfahrung (Hendrik Thoma / „Kochduell“ und Gerd M. Eis / „Wissenshunger“).

Die Show ist einmal mehr die Adaption eines längst bewährten Erfolgsprogramms. Unter dem Titel „Masterchef“ läuft das Originalformat seit 1990 mit zahlreichen Ablegern und Reinkarnationen bei der BBC. Der Erfolg ist ungebrochen und überdauerte ungefähr ein halbes Dutzend Moderatoren, einen entscheidenden Sendeplatzwechsel und sogar eine vierjährige Pause. Neben dem regulären Format versuchte man sich zwischenzeitlich auch an Varianten für Kinder und Jugendliche, Celebrities und Profiköche. Gelingt VOX mit dieser mittlerweile neunten (!) Kochshow im eigenen Programm also ein vorzeigbarer Erfolg, steht schon eine Handvoll weiterer Lizenzen zum Abruf bereit. Ob man sich das allerdings wirklich wünschen sollte, ist eine ganz andere Frage.