Klingelt es bei einigen noch, wenn sie den Name Oswalt Kolle hören… Ja genau, der Guru der Aufklärung der 1970er Jahre. Mit seinen offenen Filmen über Sexualität trug er damals viel zu einer besseren Aufklärung und einer größeren Offenheit im Umgang mit Sex bei. Nun hat ProSieben die größte Sexstudie Deutschlands aller Zeiten initialisiert und keinen geringeren als Oswalt Kolle als Pate und Kommentator gewinnen können.

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Diese riiieesen Sexstudie wird natürlich auch schön vermarktet und nach altbewährter Pro7-Manier unters Volk gebracht. Wie verhlaten wir uns im Bett? Müssen wir da wirklich noch drüber reden. Natürlich! Doch muss das ständig im Fernsehen geschehen. In der Zeit in der ich mir diese Studie reinzieh, kann ich es mir auch mit meiner Freundin gemütlich machen und meine eigene Studie veranstalten…

„Sexreport 2008“ soll das Meisterwerk heißen und ab dem 20. September jeden Samstag ab 22.15 Uhr zu sehen sein. Mal sehen ob sie es schaffen auf blöde Promikommentare zu verzichten…

An der Studie namen über 50.000 Männer und Frauen ab 14 Jahren teil und beantworteten online mehr als 200 Fragen zu ihren sexuellen Vorlieben und ihrem Verhalten. Dabei erfahren wir, dass der Durchschnittsdeutsche rund 139 Mal im Jahr Sex hat, über die Hälfte der Befragten allerdings mehr wollen. Usw. Wirklich spannend! *Gäähhn*

Das tolle an dieser Studie ist, dass ProSieben und Sat1 online zu der Studie aufgerufen haben, so dass also in erster Linie Besucher der Seiten des Senders an der Studie teilnahmen. Daher kann diese Studie NICHT repräsentativ sein, denn der ProSieben hat, auch wenn sie dies gern hätten, bei weitem nicht in allen Alters- und Bevölkerungschichten Zuschauer… D.h. der Durschschnitts-ProSieben-taff-und-Galileo-Mystery-Gucker hat nun für ganz Deutschland gesprochen. Tolle Aussichten…

Verantwortlich für den „Sexreport 2008“ sind übrigens eben jene Produzenten, die uns auch ein paar Wissenskracher von Galileo Mystery beschert haben. Ganz große Bildung!

Und im Anschluss an den SexTalk zeigt der Münchner Sender dann noch die Originalfilme von Oswalt Kolle ab 0.15 Uhr. Die waren ja damals toll, aber heute sind sie nur noch spießig! Auch diese Studie ist äußerst spießig! Ein absoluter Rückschritt für die Aufklärung!

Oswalt Kolle ist immer noch ein Verfechter der sexuellen Offenheit. Das bin ich auch. Deswegen tu ich es auch einfach und halt meinen Mund. Haben wir seit den 1970er Jahren wirklich nichts dazugelernt. Brauchen wir wirklich noch Sexstudien und Aufklärung? Oder ist dies nicht bloß vermarkteter Voyeurismus? Fragt lieber euer eigenes Umfeld, wenn ihr neugierig seid, und starrt nicht verschämt in den Fernseher und denkt ihr tut was für die Aufklärung und die sexuelle Freiheit!

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